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des Lutherplatzes
in Langen
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des Lutherplatzes
in Langen
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des Lutherplatzes
in Langen
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Die Grundform
des Buches
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des sich öffnenden
Buches
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des sich öffnenden
Buches
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des Einzelobjekts
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der Einzelobjekte
rund um
den Lutherplatz
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als ein Prinzip
mit theologischen
Implikationen
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Aufladung
der Vertikalen
in mehreren Stufen
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Aufladung
der Vertikalen
in mehreren Stufen
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Aufladung
der Vertikalen
in mehreren Stufen
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unterschiedlichen
Varianten
der Farbprogression
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des Einzelobjektes
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der Stäbe als
partizipatorischer
Akt
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Darstellung
des Einzelobjekts
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Darstellung
des Einzelobjekts
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Darstellung
des Einzelobjekts
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für eine Platzierung
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für eine Platzierung
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für eine Platzierung
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für eine Platzierung
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für eine Platzierung
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für eine Platzierung
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„Bibelrunde“ ist ein Kunstkonzept, das auf den Lutherplatz in Langen eingeht, sein Bedeutungspotential ausschöpft und die Identifikation der Langener mit ihrem Lutherplatz verstärken soll. Auf den Platz wird Bezug genommen, indem er in seiner zentralen Funktion zum Treffpunkt für eine Runde wird. Auf die Person Luthers wird Bezug genommen, indem eine seiner bedeutendsten Leistungen, die Lutherbibel, in dieses städtische Zentrum gerückt wird.
Zunächst zum Kontext des Platzes:
Dieser Ort ist ein Kreuzungspunkt innerstädtischer Wege und damit ein wichtiger Topos für die Menschen in Langen. Er besitzt eine starke Identität aufgrund seiner verkehrstechnischen Funktion, nicht jedoch aufgrund seiner Gestalt, denn er weist eine äußerst heterogene Bebauung auf. Deshalb ist es ein Anliegen der Bibelrunde, die sichtbare Konsistenz des Platzes zu stärken. Das heißt, den Platz, der faktisch nur ein Drehpunkt ist, wirklich zum Platz zu machen. Er wird mit einer Runde besetzt. Er wird zum Ort eines symbolischen Zusammentreffens, zum Träger einer Gemeinde, indem er die Bibelrunde beherbergt. Er wird außerdem zu einer sinnfälligen Gestalt, indem mehrere gleichartige Objekte eine visuelle Klammer bilden. Der Lutherplatz wird damit ein Gesicht bekommen.
Nun zum Kontext Martin Luthers:
Das Kunstkonzept orientiert sich zum einen an der theologischen Bedeutung Luthers. Die Farbdramaturgie schafft eine spirituelle Anmutung. Die Betonung der Vertikalen in ihrer Schnörkellosigkeit setzt den direkten Bezug zur göttlichen Sphäre um – ohne Umwege und Behinderungen durch tradierte Rituale und Hierarchien. Die Vertikale drückt zudem das Aufrechte aus, die Freiheit des Gewissens und schließlich das „Hier stehe ich, ich kann nicht anders ...“ Soviel zum theologischen Aspekt, der deshalb in den Blick genommen wird, weil das Konzept dem ganzen Luther gerecht werden soll.
Sehr viel wichtiger für die künstlerische Aufgabe erscheint aber die gesellschaftliche Bedeutung Luthers, denn auf dem Lutherplatz richtet sich die Botschaft des Kunstwerks nicht nur an evangelische Christen, sondern an die Gesamtbevölkerung. Deshalb soll daran erinnert werden, dass Luther ein Reformator für alle war. Er setzte sich dafür ein, allen den Zugang zur Bildung zu geben, nicht nur dem Klerus. Er machte durch seine Bibelübersetzung die Heilige Schrift für die Allgemeinheit lesbar. Als Sprachschöpfer beerben wir ihn noch heute, da viele unserer gängigen Wort-Metaphern auf Luther zurückgehen. Das Kunstkonzept wählt daher das Motiv der Bibel, das stehende Buch – offen und transparent – zugänglich von allen Seiten. Die sich öffnenden stehenden Bibeln sind nicht nur Zeichen ihrer selbst, sondern stehen auch für die Gemeinschaft, die sich an einem Zentrum ausrichtet. Hier kommt das Konzept der Bibelrunde mit dem zentrierten Platz zur Deckung. Symbolik und Realität fallen in eins.
Die Bibelrunde als Kunstkonzept ist einem Ort verpflichtet: dem Langener Lutherplatz, ebenso einer Person: dem Reformator Martin Luther. Sie ist darüber hinaus auch den Menschen verpflichtet, die diesen Platz erleben. Manche Plätze der Welt, deren Namen jeder kennt, werden hauptsächlich von Touristen besucht. Auf dem Lutherplatz in Langen hingegen verkehren die Menschen dieser Stadt. Der Platz ist ihnen vertraut. Man ist hier zu Hause, oder man kommt gar nicht hierher. Das Vertrautsein mit dem Platz soll einen visuellen Anker bekommen. Es soll ein Bild entstehen, das sich an den Namen Lutherplatz heftet. Die Bibelrunde als Ensemble schafft ein solches Bild – klar, merkfähig, sinnhaltig, verständlich. Es ist für die Menschen gestaltet, die auf diesem Platz Muße suchen, ebenso für alle, die in Eile vorbeifahren. Insofern liefert die Bibelrunde ein Angebot zur vertiefenden Betrachtung und zugleich ein Signal für die Sekundenwahrnehmung.
Das Merkmal, das zuerst ins Auge fällt, ist die Farbe. Die intensive Farbskala der Stäbe hat eine entmaterialisierende und eine spiritualisierende Wirkung. Die Stäbe sind mehr Idee als Ding, mehr Richtung als Pfahl. Die Objekte laden Kinder ein als Parcours für ihre Spiele. Sie reizen auch Erwachsene, durch die aufgerichtete Bibel hindurchzugehen und deren Transparenz sinnfällig zu erleben. Die Objekte sind nicht nur für die Augen, sondern auch für die haptische Berührung gemacht. Man streift die Stäbe, wenn man das Objekt durchquert. Die Bibelrunde ist Kunst zum Benutzen.
























































































































