

























































































Bei einer Arbeitsreise nach Oberbayern entstanden als Nebenprodukt Fotografien, die das Konzept der peinture trouvée fortsetzen. Während sich die Motive im Juli 2017 in Hildesheim (Siehe Report 14/2017) auf die romanischen Kirchen beschränkten, ging es hier um das konsistente Thema der süddeutschen Kirchen des Spätbarock. Bei der Vielfalt der besuchten Kirchen standen die gemeinsamen Merkmale im Fokus der Betrachtung: Farbe, Fülle und Formauflösung.

Version I
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-001

Version II
(Benediktbeuern,
Klosterkirche
St. Benedikt)
17-17-002

Version III
(Benediktbeuern,
Klosterkirche
St. Benedikt)
17-17-003

Version I
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-004

Version II
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-005

Version III
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-006

Version I
Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-007

Version II
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-008

Version III
(Dießen,
Friedhofskirche
St. Johann)
17-17-009

Version I
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-010

Version II
(Dießen,
Friedhofskirche
St. Johann)
17-17-011

Version III
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-012

Version I
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-013

Version II
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-014

Version III
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-015

Version I
(Andechs,
Klosterkirche)
17-17-016

Version II
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-017

Version III
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-018

Version I
(Benediktbeuern,
Klosterkirche
St. Benedikt)
17-17-019

Version II
(Andechs,
Klosterkirche)
17-17-020

Version III
(Andechs,
Klosterkirche)
17-17-021

Version I
(Andechs,
Klosterkirche)
17-17-022

Version II
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-023

Version III
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-024

Version I
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-025

Version II
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-026

Version III
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-027

Version I
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-028

Version II
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-029

Version III
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-030

Version I
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-031

Version II
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-032

Version III
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-033

Version I
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-034

Version II
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-035

Version III
(Mittenwald,
Pfarrkirche
St. Peter und Paul)
17-17-036

Version I
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-037

Version II
(Neresheim,
Abteikirche)
17-17-038

Version III
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-039

Version I
(Murnau,
Pfarrkirche
St. Nikolaus)
17-17-040

Version II
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-041

Version III
(Dießen,
Marienmünster)
17-17-042
Exkurs über die Farbe in der Kirchenarchitektur des süddeutschen Spätbarocks
Das 18. Jahrhundert hat im süddeutschen Raum eine eigene Kultur des Kirchenbaus geschaffen. Obwohl diese Bautätigkeit in das Zeitalter des Rokoko fällt, zögern wir, von Rokoko-Kirchen zu sprechen. Denn das Galante, das Höfische, das Artifizielle, was den Geist gerade des Rokoko auszeichnet, liegt den süddeutschen Kirchen aus dieser Zeit völlig fern. In ihrer Haltung, in ihrem Wesen stehen sie dem Überschwang und der Lebensfreude des Barock sehr viel näher. Deshalb erscheint uns die Bezeichnung Spätbarock angemessener. Sie wird der Entstehungszeit und ebenso dem Charakter der Bauwerke eher gerecht. Dennoch werden die Kirchen auch vom Rokoko, dem Stil ihrer Zeit, berührt. Das sehen wir zum einen in der Formensprache, zum anderen in der Farbe.
Eine Kirche des süddeutschen Spätbarocks ist ein malerisches Ereignis. Wir erleben ihren Innenraum nicht als malerische Architektur, sondern als gebaute Malerei. Wir stehen in einem dreidimensionalen Gemälde. Hier verlieren Raum und Licht ihre Wirklichkeit. Sie werden zu imaginärem Raum und imaginärem Licht, sie werden zu den Werten und Kriterien, die maßgebend sind für ein gutes Gemälde. In diesem Sinn betreten wir, wenn wir durch das Kirchenportal schreiten, einen Bildraum, der in seiner Fülle keinen Rahmen kennt. Wir können uns unaufhörlich um die eigene Achse drehen und bleiben immer im Bild und seiner Grenzenlosigkeit.
Ein Gemälde ist ein Farbgefüge, es lebt von der Bewegung und dem Rhythmus der Farbwerte. Das trifft auch auf das Gemälde zu, das uns in Gestalt eines spätbarocken Kirchenraums vor Augen steht. Doch hier erleben wir eine Überraschung. Wir sind zwar überwältigt, aber wir sind nicht überwältigt von der Farbe. Die Farbe hält sich zurück. Sie bleibt delikat, wie es der Farbauffassung des Rokoko zukommt. Überwältigt sind wir von dem, was mit der Farbe geschieht, von der Entfaltung der Raum- und Lichtwerte, von der Fülle und den Formauflösungen. Eine ungeheure Dynamik wird in Gang gesetzt. Wir erkennen sie als strukturelle Dynamik, als eine Dynamik der Raumdurchdringung und der Raumaneignung. Und es scheint uns, als stünde diese strukturelle Dynamik in einem funktionalen Gegensatz zur reinen Farbdynamik. Entweder das eine kann sich entfalten oder das andere. Beides geht wohl nicht, so scheint es. Nur so mag wohl Fülle entstehen und nicht Chaos. Gerade das ist es, was den barocken Kirchenraum auszeichnet: die Ordnung, die das Chaos ausschließt. Die Ordnung ist hier so komplex, so bewegt, so dynamisch, dass wir hier eine extreme Möglichkeit sehen, was Ordnung – noch – sein kann.
Farbdynamik wird also zurückgehalten zugunsten struktureller Dynamik. Doch Farbdynamik scheint auch zurückzutreten zugunsten einer differenzierten Lichtdynamik, geradezu einer Lichtdramaturgie. Luminarismus contra Kolorismus, wenn man es so sehen will. Doch wir erleben gleichwohl einen Kolorismus sui generis, den unvergleichlichen Kolorismus des 18. Jahrhunderts.
Ein Zeitalter, dass die Architektur benutzt um zu malen, instrumentalisiert folgerichtig die Baumassen als Farbträger. Kein anderes Jahrhundert gibt der natürlichen Materialfarbe so geringe Bedeutung. Während wir in mittelalterlichen Kirchen den Stein und in modernen Kirchen den Sichtbeton als physische Wirklichkeit und zugleich als Farbwirklichkeit wahrnehmen, überlässt die Farbdramaturgie des 18. Jahrhunderts nichts dem Zufall natürlicher Farbigkeit. Farbe unterliegt einer strengen Regie, einer Farbpartitur. Überall wird Farbe appliziert – bewusst, gezielt und immer delikat. So delikat, dass Weiß zu einem koloristischen Wert innerhalb des Ensembles wird.
Für die Schöpfer der Deckengemälde ist der Kolorismus des 18. Jahrhunderts nicht immer verbindlich. Ihre Palette ist manchmal mehr Rubens' als Watteaus Jahrhundert verpflichtet. Doch das betrifft immer nur den partiellen Bildraum, der ihnen zugewiesen ist. Im malerischen Gesamtkunstwerk des Kirchenraums sind ihre koloristischen Impulse vor allem Akzente, die von der übergeordneten Farbregie beherrscht werden.

































































































































