Am 30. August wurde der Entwurf zum Kunst-am-Bau-Konzept „Fenestra“ vorgestellt und mit den Auftraggebern verabschiedet. Fenestra ist eine feste raumgebundene Bild-Installation, die zwar aus einzelnen Bild-Tafeln besteht, im Prinzip aber zur Gattung der Wandmalerei gehört. Das Wandbild ist für die Wohn-Lounge in einem Privathaus in Süddeutschland vorgesehen und bezieht sich auf die Identität des Hauses und seiner Bewohner, insbesondere aber auf die formalen Gegebenheiten der Wohn-Lounge. Im ersten Schritt wurde eine Studie für die Wandgestaltung aus Bildträgern erarbeitet, die sich auf ein außergewöhnliches Fenster der Wohn-Lounge beziehen.
der Wohn-Lounge
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Wohn-Lounge
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der Wohn-Lounge
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eine Anordnung
von Bildträgern (A)
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eine Anordnung
von Bildträgern (B)
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eine Anordnung
von Bildträgern (C)
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Im zweiten Schritt wurde ein neuer Ansatz verfolgt, der mehr dem Lebens- und Wohngefühl der Bewohner entspricht, ihrem Raumerlebnis, ihrer Kommunikation, den Kraftlinien, den Blicklinien und den Bewegungslinien. Maßgabe für das Wandbild war die vorhandene Licht- und Raum-Identität, wie sie von den Bewohnern empfunden wird. In einer weiteren Studie wurden dazu mehrere Lösungswege beschritten.
für eine Anordnung
von Bildträgern (A)
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für eine Anordnung
von Bildträgern (B)
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für eine Anordnung
von Bildträgern (C)
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für eine Anordnung
von Bildträgern (D)
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für eine Anordnung
von Bildträgern (E)
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für eine Anordnung
von Bildträgern (F)
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Im dritten Schritt wurde eine Anordnung von Bildträgern ausgewählt, die eine starke Korrespondenz zu den Bewohnern, zu ihrem Lebensgefühl und ihrem Anspruch an ein häusliches Raumerlebnis aufweist. Die Entscheidung fiel zugunsten einer Lösung mit verhaltener Suggestionskraft für eine entschleunigende, kontemplative Begegnung. Diese Wandgestaltung aus Bildträgern bildet die Plattform für ein malerisches Farbgeschehen, das auch Farbeindrücke außerhalb des Wandbildes für das visuelle Erlebnis dienstbar macht.
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Farbfolge
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der Farben
auf den Bildträgern
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Bild-Installation
bei sonnigem Licht
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Bild-Installation
bei trübem Licht
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Bild-Installation
bei Dunkelheit
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Der Konzept-Gedanke:
Die Wohn-Lounge verfügt über eine große Fensterwand als Licht-Spender und eine kleinere Fensteröffnung als Sicht-Spender. Die Sicht, die hier geboten wird, widerspricht herkömmlichen Erwartungen an einen Fensterblick. Der Betrachter findet kein Panorama vor, sondern nur einen Sicht-Ausschnitt, der eine abstrahierte Form von „draußen“ vermittelt. Das Fenster weicht in seiner niedrigen Position und seiner extremen Proportion von den traditionellen Vorstellungen unserer jahrtausendealten Fensterkultur ab. Als Schnittstelle zwischen innen und außen bietet es nicht die Sicht auf eine beliebige Außenwelt, sondern lenkt den Blick auf den Boden. Der Boden, auf dem wir stehen, der Boden als Klammer zwischen innen und außen – hier Fußboden, dort Erdboden – ist das Thema des Fensters.
Diese Fenster-Funktion kommt der Wahrnehmung einer Tür nah. Während jedoch die Tür dem physischen Austausch von innen und außen dient, dem Durchschreiten, gibt es hier nur eine visuelle Verbindung zwischen innen und außen. Das Fenster ist ein rein visueller Mittler. Das Fenster ist in dieser Eigenschaft ein Bild. Darauf beziehen sich die Träger des Wandbildes. Sie nehmen die extreme Proportion des Fensters auf, vergrößern sie und verkleinern sie. Entsprechend der Bild-Funktion des Fensters erfüllen die einzelnen Bildträger eine Fenster-Funktion. Bild ist Fenster und Fenster ist Bild. Diese Dialektik vereinnahmt das reale Fenster ganz in das Konzept des Wandbildes.
Die bewusste Betonung des Visuellen im Prinzip des Fensters steigert die Bedeutung der Farbe, des einzigen ausschließlich visuellen Parameters der Wirklichkeit. Das Fenster öffnet den Blick auf ein Stück Rasen und damit auf monochromes Grün. Daraus ergibt sich die Rolle des Grün im Wandbild. Es enthält eine Grünbewegung, die als Steigerung zum Fenster hin oder als Verebben vom Fenster in den Raum gelesen werden kann. Grün taucht in dieser Malerei in mehreren Nuancen auf, die sich gegenseitig steigern. Umgekehrt wird das Grün durch weitere Farben ergänzt, die es relativieren und dämpfen und erst dadurch eine Grünbewegung ermöglichen. Das koloristische Konzept instrumentalisiert die Farben der Umgebung – drinnen und draußen – und lässt sie in den gesamten Farbklang einstimmen. Intensives Grün ist der Pol am einen Ende der Farbbewegung, unbemalte Leinwand hingegen am anderen Ende. Dazwischen liegt nicht etwa ein gleichmäßiges Kontinuum, sondern Stufen und Brüche, die lebendige imaginäre Tiefenblicke liefern. Darin liegt die epische Dimension des Wandbildes.