Im Dezember 2017 wurde ein weiterer Wettbewerbsbeitrag für die künstlerische Gestaltung des Lutherplatzes in Langen bei Frankfurt eingereicht. Der Wettbewerb war im Frühsommer nicht entschieden worden, sondern wurde bis zum Jahresende erneut ausgeschrieben. Nach dem Konzept „Bibelrunde“ (Siehe Report 08/2017) wurde jetzt zusätzlich das Konzept „Das offene Buch“ erarbeitet.
in stilisierter Form
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des Öffnens
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auf die beweglichen
Elemente
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mit der L-Form
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des Buches
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des Buches
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im Boden
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von außen
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Spiegelungen
der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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der Innenflächen
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vor Ort
(Foto-Montage)
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vor Ort
(Foto-Montage)
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vor Ort
(Foto-Montage)
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Die Idee
Das offene Buch ist ein Zeichen für die historische Leistung Martin Luthers. Er hat durch seine Bibelübersetzung die Heilige Schrift allgemein zugänglich gemacht. Er hat durch seine Sprachkunst die zwischenmenschliche Kommunikation bereichert. Er hat den Menschen das Buch geöffnet und wirkt dadurch bis heute – weit über seine theologische Bedeutung hinaus. Der öffentliche Platz in Langen, der seinen Namen trägt, wird durch das Zeichen des offenen Buches mit dem Namensgeber noch enger verknüpft. Der Name ist somit nicht nur Etikett, sondern wird zu einer sichtbaren Identität. Das offene Buch ist außerdem durch seine doppelte Gestik ein Zeichen für das Zueinander, das einem öffentlichen Platz seine menschliche Funktion gibt.
Die Wahrnehmung
Der Lutherplatz ist ein äußerst heterogener visueller Kosmos. Er vermittelt ein lebendiges Gewirr aus vielerlei Senkrechten und Waagerechten. In diesem Ambiente wird ein massives, farbwirksames und vor allem schräg stehendes Rechteck zu einem raumbeherrschenden Akzent. Darin liegt nicht nur eine formale, sondern vor allem auch eine inhaltliche Antithese: Im Alltag erscheint ein spirituelles Element, ein Fremdkörper, dessen Funktion – im Gegensatz zu allem anderen – in seinen Denkanstößen besteht. Wer sich dem offenen Buch nähert, findet ein lebendiges Inneres vor. Denn die Metalloberflächen der Innenseiten weisen Spiegelungen auf, die sich mit jeder Bewegung des Betrachters verändern. Das offene Buch ist daher nicht leer, sondern besitzt eine visuelle Fülle.
Die Gestalt
Das offene Buch wird sichtbar durch die Bewegung der Buchdeckel, die den Vorgang des Öffnens beschreiben. Die Buchdeckel sind beim Öffnen in Aktion. Der Buchrücken bleibt dabei nahezu konstant. Die Buchseiten folgen der Bewegung der Buchdeckel. Deshalb wird das Kunstobjekt reduziert auf die wesentliche Aktion, auf die Buchdeckel. Buchrücken und Buchseiten sind nur präsent als imaginäres „Dazwischen“. Sie werden mitgedacht und spirituell mitgesehen. Das offene Buch zeigt sich am lebendigsten im Vorgang des Sich-öffnens. Die Schrägstellung entspricht der aktiven Lesehaltung. Die Farbe kennzeichnet wesentliche Merkmale des Buchs: das Innen und Außen, das Vorne und Hinten. Die Luther-Initiale L schafft eine Differenzierung in der Fläche und steigert damit die spirituelle Farbwirkung.
Die Technik
Das offene Buch besteht aus zwei Edelstahlplatten, deren rechteckige Ausdehnungen 150 cm Breite und 200 cm Höhe betragen. Die Neigung weicht um 20° von der Senkrechten ab. Daraus ergibt sich (da eine der Ecken im Boden verschwindet), eine reale Gesamthöhe von 215 cm. Der Öffnungswinkel der beiden „Buchdeckel“ beträgt 60°. Daraus ergeben sich eine Gesamtbreite von 230 cm und eine Gesamttiefe von 200 cm. Die Stärke der Platten beträgt 1 cm. An den Außenseiten sind die Platten (Buchdeckel) mit äußerst lichtechter Acryl-Künstlerfarbe (Lascaux) bemalt und mit einem UV-Schutz versehen. An den Innenseiten erscheint die unbedeckte Edelstahloberfläche mit einem industriellen Schliff. Außen- und Innenseiten werden zudem mit Graffiti-Schutz versehen.
Die Botschaft
Das offene Buch macht den Platz noch entschiedener als bisher zum Lutherplatz. Die Beziehung zwischen Martin Luther und dem Buch der Bücher, das heißt zwischen dem Namen und dem visuellen Signal, ist sinnfällig und bedarf kaum einer Erklärung. Der Lutherplatz ist zugleich Verkehrsknoten, Einkaufsgelegenheit und Mußebereich. Es kreuzen sich hier also Tages-Interessen. Mit dem offenen Buch wird eine historische Dimension aufgestoßen, die den Alltag mit einer um Jahrhunderte zurückliegenden Vergangenheit verbindet und daran erinnert, dass Pioniertaten von gestern Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir heute so leben, wie wir leben. Luther hat uns die Bibel geöffnet, und damit Wissen, Bildungszugang und Wesentliches unserer Sprachkultur.
Die Haltbarkeit
Der Eindruck des Schwebenden und Vergeistigten wird durch eine äußerste Stabilität untermauert. Die beiden Platten (Buchdeckel) bestehen aus 1 cm starkem Edelstahl und sind etwa 100 cm tief im Betonfundament verankert. Einerseits bleiben sie lebendig durch mögliches Vibrieren. Andererseits lassen sie sich nicht verbiegen oder an der Basis abknicken, selbst wenn mehrere Männer zugleich Klimmzüge am Objekt machen sollten. Die Lichtechtheit der Oberflächen wird durch die Qualität der Künstlerfarbe und durch UV-Schutz gesichert. Graffiti-Schutz sorgt dafür, dass sich eventuelle Schmierereien leicht entfernen lassen. Mit der Zeit wird es Kratzer in den Oberflächen geben, die jedoch zur Geschichte des Objekts gehören und sich „in das offene Buch einschreiben“.