Im August 2018 wurde ein Kunstkonzept für die Einfriedung eines Schulgeländes in Trier erarbeitet. Die Stadt Trier hatte einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Auguste-Victoria-Gymnasium in der Trierer Altstadt ausgeschrieben. Das Konzept „Wachsendes Erkennen“ sieht eine Bemalung des vorhandenen instandgesetzten Zaunes vor. Die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Pfosten werden zu Trägern von Farbskalen. Bei der schrägen Ansicht in der Verkürzung verdichtet sich die Farbwirkung.
und Draufsicht
im Ausschnitt
18-16-01
Wirkung
18-16-02
aus der Folge von
40 farbigen Pfosten
18-16-03
Das Kunstkonzept „Wachsendes Erkennen“ bildet den Sinn und Auftrag der Schule ab. Wichtiger als die Vermittlung von Wissen ist in einem Gymnasium der Erwerb von kritischem Bewusstsein, von erweitertem Horizont und damit der Fähigkeit, Erkenntnisse zu gewinnen. Erkenntnisse beruhen auf differenzierendem Denken. Erkenntnisse werden möglich durch Unterscheidung. In diesem Sinn liefert das Kunstkonzept Unterscheidungsangebote. Das Medium der Unterscheidung ist die Farbe.
Zwei senkrechte Farbskalen, die parallel verlaufen, zeigen an ihrer Basis Farbtöne die identisch, also nicht unterscheidbar sind. Im weiteren Verlauf bewegen sich die Skalen in verschiedene Farbrichtungen. Die Kontraste nehmen damit zu. Aus der Ununterscheidbarkeit wächst die Unterscheidbarkeit und wird zunehmend deutlicher. Auf diese Weise wird die Fähigkeit zu unterscheiden in der Entwicklung dargestellt. Es wird sinnfällig vor Augen geführt, dass der Gewinn von Erkenntnissen einem Prozess unterliegt. Dieser Prozess kann die gesamte Schulzeit umfassen. Wachsende Erkenntnis begleitet den Schulbesuch.
Die Farbskalen wiederholen sich in der Abfolge des Zaunes. Sie werden in einem Abstand angebracht, bei dem der geringfügige Unterschied nicht sofort erkennbar ist. Erst in der Gesamtschau erschließt sich die abgestufte Farbigkeit. Daraus lässt sich das Fazit ziehen: Erst aus der Distanz, erst im großen Überblick werden Zusammenhänge erkennbar.
Diese Sinnstiftung des Kunstkonzepts beinhaltet auch ein ästhetisches Moment. Der Zaun wird zu einer Abfolge von Farbakzenten, die einerseits Maß und Ordnung, andererseits Lebendigkeit und Dynamik vermitteln.